Ein paar Gedanken zur OB-Wahl in Kassel, bei der ich wirklich gern mitgewählt hätte, weil diesmal der Ausgang offen wie selten war. Und ein paar Bildchen zur Wahlbeteiligung (und Berechtigung), die ich grad mal zur Abregung aufgrund einiger Kommentare gebastelt hab. Manch aus der Zeit gefallene Denkstruktur zieht sich offensichtlich durch alle Gesellschaftsschichten…
Gerade bei dieser Wahl hätte ich gerne Informationen zur Wählerwanderung gehabt, denn auch, wenn die meisten Kandidierenden einen engagierten und sachlich/inhaltlich orientierten Wahlkampf geführt haben, wurde er von einigen Seiten maximal emotionalisiert.
Das fand ich besonders in den Kommentarspalten deutlich und es wird auch nach der Wahl nicht besser. Und das betrifft wahrlich nicht nur eine Richtung…
Ohne Umfragen kann man nur Zahlen vergleichen.
Mag Christian Geselle zwar die meisten Stimmen (18.593) bekommen haben, so hat er auch die meisten verloren – 11.810.
Mag Christian Geselle zwar die meisten Stimmen (18.593) bekommen haben, so hat er auch die meisten verloren – 11.810.
Das entspricht fast der Menge an Stimmen, die Dr. Sven Schöller für die Grünen im Vergleich zu Eva Koch 2017 dazu gewonnen hat -> 11.494.
Die CDU-Wählerschaft ist zumindest zahlenmäßig stabil. Eva Kühne-Hörmann hatte zwar weniger Prozentpunkte, aber nicht weniger Stimmen als Domenique Kalb (es waren 44 mehr). Die Wahlbeteiligung war ja höher.
Violetta Bock, die Linke, hat stattliche 935 Stimmen dazu gewinnen können, was ich anhand der Polarisierung seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs beachtlich finde.
DIE Partei-Wählerschaft ist um 309 geschrumpft, hat aber immer noch 1151 Menschen an die Wahlurnen gelockt, die sonst u.U. zu Hause geblieben wären. Auch das, finde ich, gehört dazu.
Zum Abschneiden von Dr. Isabel Carqueville für die SPD kann man imho seriös gar nicht so viel sagen – denn im Gegensatz zu Geselle hatte sie keinen Amtsbonus. (Entgegen so manch anderem glaube ich nicht, dass der unterirdische rote Brief oder die „geselligen Wahrheiten“ Geselle geschadet haben (bezüglich Stimmen). Das hat nur den Ton in alle Richtungen verschärft, auch speziell gegen alles grob als links, progressiv oder grün einsortierte.)
Neben Violetta hatte auch Isabel keine Mehrheiten in der Stadtverordnetenversammlung im Rücken und natürlich wird der Streit in der SPD Wirkung gehabt haben. Der läuft ja mitten durch Fraktion und Magistrat, was im Wahlkampf auch nicht verborgen geblieben ist. Mag Geselle da noch im konservativen Lager gepunktet haben, Jamaika ist ja auch da nicht unumstritten, dürften tendenziell Progressive vielleicht doch taktisch zu den Grünen abgewandert sein.
Ich persönlich hätte mich über ein besseres Abschneiden allein schon deshalb gefreut, weil damit die Position des linken Flügels gestärkt worden wäre, denn wenn Kassel im bisherigen Tempo bei Verkehrswende und Klimaschutz weitermacht, dann werden viele Beschlüsse aus den letzten Jahren Makulatur. Und wenn man nicht völlig ideologisch vernagelt ist, dann realisiert man auch, dass es gerade die weniger Betuchten sein werden, für die die Zukunft nicht nur unbezahlbar, sondern auch unerträglich sein wird, wenn man nicht jetzt so langsam in die Gänge kommt.
Nunja – ich wünsche allen progressiven Kräften in der SPD auf alle Fälle viel Durchhaltevermögen. Leichter wird das jetzt vermutlich nicht.
Auch, wenn die Kommentarspalten jetzt wieder voll sind, mit Aufrufen bei der Stichwahl Nein anzukreuzen, so halte ich reichlich wenig davon.
Die generelle Möglichkeit mit Nein zu stimmen, also im ersten Wahlgang befürworte ich ausdrücklich. In der Stichwahl, um Neuwahlen zu erzwingen, würde es die Stadt in eine lange Hängepartie werfen, kostet also unglaublich Geld, Zeit und Kraft, die besser für dringliche Themen verwendet werden sollte.
Dr. Schöller kann nichts für den späten Rückzug von Geselle, der ja nicht nur der Schmutzkampagne, sondern auch, und das gehört zur Ehrlichkeit dazu, dem massiven Stimmverlust geschuldet ist.
(Sonst hätte er ja nicht bis nach der Wahl mit der Entscheidung gewartet)
Und nun zum übergeordneten Thema – Wahlberechtigung und Wahlbeteiligung. Die Bildchen sind imho selbsterklärend.
(Leider ist mir die Zahl der 16 – 18 Jährigen nicht bekannt.)
(Leider ist mir die Zahl der 16 – 18 Jährigen nicht bekannt.)