Kulturausschuss, 30. Sitzung

Notizen aus der 30. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Kultur, 12. November 2019 (ohne Gewähr)

1.Vorstellung des Direktors des Fridericianums im Kulturausschuss

Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 20. Mai 2019
Bericht des Magistrats-101.18.1264-

Der Direktor des Fridericianums bedankt sich für die freundliche Aufnahme in Kassel und zieht eine positive Bilanz nach einem Jahr als Direktor des Fridericianum.
Den Auftakt dort habe die Ausstellung von Lucas Arruda und Ron Nagle gegeben. Diese habe eine sehr große Bandbreite zeigen können (Ein sehr alter und ein sehr junger Künstler). Für beide Künstler war dies die erste Ausstellung in Deutschland.
https://www.kassel.de/aktuelle-meldungen/kunst-und-kultur/fridericianum-sonderausstellung.php
Lucas Arruda Deserto-Modelo & Ron Nagle Euphoric Recall

Es folgte die Ausstellung von Rachel Rose. https://fridericianum.org/wp-content/uploads/2019/10/RR_Presskit.pdf

Im nächsten Jahr werde es historische Ausstellungen geben, sowie die Retrospektive eines Malers.
Das Programm im Fridericianum werde mit vielen Veranstaltungen abgerundet. Lesungen, Konzerte, Performance – das Haus solle ein lebendiger Ort werden.

Die Fraktion B90/Grüne fragen nach, ob das Café funktioniert.
Dies wird bejaht, dass
Cafe bilde eine gute Brücke zu den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Kassel.


2.Bericht documenta und Museum Fridericianum gGmbH

Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 8. April 2019

Bericht des Magistrats-101.18.1249-

Die Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH berichtet über die Entwicklung des Fridericianums und die documenta 15.
Auch sie sei in Kassel sehr freundlich aufgenommen worden. Es lägen ihr eine Vielzahl von spannenden Aufgaben mit einer großen Bandbreite vor, von Ausstellung, Organisation des Beiprogramms bis hin zum documentainstitut. Nun stehe die documenta 15 im Mittelpunkt. Die Findungskommission habe mit ruangrupa erstmals ein Kollektiv ausgewählt welches aus Künstlern und nicht aus Kuratoren besteht, zudem sei es erstmals ein Team aus Indonesien. Kunst aus Indonesien sei noch nicht so bekannt, auch das habe für die Findungskommission eine Rolle gespielt.
Insgesamt wurde die Entscheidung sehr positiv aufgenommen. Ruangrupa habe seine Arbeit bereits aufgenommen und das eigene Team erweitert (unter anderem Ayşe Güleç, artistic team). Im August habe es ein erstes Treffen auf einem Campingplatz in Indonesien gegeben. Ein zweites Treffen habe in Kassel stattgefunden, dort habe man 6 Tage intensiv gearbeitet, das Konzept vertieft (Kommunikation/Vermittlung/kuratorische Produktion) und Kassel erkundet. Man habe mögliche Ausstellungsorte besichtigt und Kontakt zu Initiativen und Persönlichkeiten in Kassel aufgenommen.

Die Schwerpunkte der Ausstellung werden am Friedrichsplatz liegen, über die documenta Halle bis hin zur Aue, aber auch im Osten der Stadt (Bettenhausen). Dort gebe es viele spannende Orte und man habe bereits viele Gespräche geführt. Weitere Orte werde es im Kasseler Norden geben. Man werde unter anderem auch Hinterhöfe und Ähnliches miteinbinden.
Ohne zuviel verraten zu wollen, könne man
jetzt schon sagen, dass das Konzept schon weit fortgeschritten sei. Nachhaltigkeit werde eine große Rolle spielen. Mit dem Arbeitstitel „Lumbung“, angelehnt an die Reisscheunen, stünde nachhaltiges Wohlbefinden einer Gemeinschaft, gemeinsam genutzte Ressourcen, Fürsorge für einander im Mittelpunkt. (Für die Welt positiv und weiterführend, gemeinsame Werte, Rituale und Organisationsprinzipien, Freunde gewinnen, Dinge miteinander entwickeln, usw.).

Erste Netzwerkpartner seien schon ausgewählt, unter anderem das

Im nächsten Jahr gebe es eine zweite Runde. Dabei würden Tendenzen aufgenommen, die auch weltweit eine große Rolle spielten. Man erkenne immer mehr, welch große Rolle kulturelle Initiativen bei der Veränderung von Städten hätten. Ruangrupa sei die Speerspitze einer weltweiten Bewegung, die die UNESCO Nachhaltigkeitsziele voranbringen möchte, für sie spiele Nachhaltigkeit und Integration eine automatische Rolle.

Im Juni 2020 werde man sich mit früheren Kuratoren der documenta 11 treffen und einen Workshop mit den Lumbungpartnern abhalten. Auch die documenta gGmbH unterstütze das Ziel der Stadt Kassel bis 2030 klimaneutral zu werden. Ruangrupa verstehe den Begriff Nachhaltigkeit sehr breit. Es ginge ihnen nicht nur um ökologische, sondern auch um kulturelle und soziale Nachhaltigkeit.

Die AfD-Fraktion fragt nach, ob Kassel der einzige Ausstellungsort sein werde. Zum inhaltlichen Konzept will sie wissen, wie die Generaldirektorin zu der Kritik an der d 14 stehe( Ausstellung zu politisch). Aufgrund der Ausführungen zu Nachhaltigkeit befürchte man, dass die documenta zu einer FFF Hippiveranstaltung werden könne. Sie fragt nach ob es auch Highlights im künstlerischen Bereich geben werde.
Die Generaldirektorin erklärt, sie mache sich da keine Sorgen. Es ginge nicht nur um kritisches, sondern vor allem um konstruktives Eingreifen. Natürlich wolle man etwas verbessern/verändern, aber nicht im Sinne von Verteufeln und es würden natürlich hervorragende Kunst, Künstlerinnen und Künstler zur d15 eingeladen. Kassel werde der einzige Ausstellungsort sein, aber im Sinne der Nachhaltigkeit werde das Lumbungnetzwerk über die documenta hinaus existieren und die Arbeit auch an anderen Orten weiterführen.

Die CDU-Fraktion lenkt das Thema auf das documentainstitut und befragt die Direktorin welche Rolle sie für die gGmbH sieht und ob sie aus ihrer Perspektive berichten könne.
Die Generaldirektorin antwortet, dass es sich hier zunächst um ein partnerschaftliches Konzept zwischen mehreren Partnern handele. Die Gründung erfolge unter dem Dach der gGmbH. Dort habe man einen Rahmen geschaffen unter dem sich das Institut entwickeln könne. Zum Bau des Institutes verweist sie auf die Kulturdezernentin, diese könne da sicher besser Auskunft geben. Im nächsten Jahr würden zunächst die Professuren besetzt, dann werde es eine große Erschließungsoffensive für die Materialien des documenta-archivs geben, diese sollen sowohl für Wissenschaft als auch Besucherinnen und Besucher besser aufgearbeitet werden. Dies alles sei sehr personal- und zeitintensiv und werde über mehrere Jahre laufen. Zudem müssten dafür erhebliche Mittel bereitgestellt werden.
In Berlin werde es 2021 eine Ausstellung über die documentageschichte geben (Symposium). Dort könne man die kontroversen Diskussionen über die documenta gut verfolgen. (Gründungsmythos). Zur Aufarbeitung brauche man die Unterlagen aus dem documentaarchiv, welches die Forschungsarbeit sehr gut unterstütze. Man müsse dem Institut die nötige Zeit geben damit es sich gut entwickeln kann.

B90/Grüne erklären (in Richtung AfD-Fraktion), dass eine documenta kaum zu politisch sein könne. Jede documenta spiegele viele Elemente und Blickrichtungen der aktuellen Diskussionen und des aktuellen Weltgeschehens wieder. Der Redner lobt die Generaldirektorin für die Umstrukturierung der gGmbH und die zügige Auswahl von ruangrupa. Damit habe man die Diskussionen über die letzte documenta schnell beendet.
Die Generaldirektorin ergänzt, man habe mittlerweile auch die Gesellschaft nachhaltiger aufgestellt. Es gebe jetzt feste Stellen für Kommunikation, Vermittlung und Controlling, man wolle das Wissen länger in der gGmbH halten und nicht für jede Ausstellung erneut aufbauen müssen, auch wolle man sich mehr in die Stadtgesellschaft öffnen.

Die SPD-Fraktion erklärt zunächst in Richtung AfD-Fraktion, man müsse nur schauen, unter welchen Bedingungen die documenta damals gegründet worden sei, dann erübrige sich die Frage. Das Institut werde dafür sorgen, dass die Basis für die documenta in Kassel insgesamt breiter werde. Zudem fragt sie nach, an welchem Ort die Professoren arbeiten werden.
Die Generaldirektorin erklärt, dass man zunächst externe Räume suche. Später würden die Professoren vor Ort im Institut arbeiten, nur für die Prüfungsberechtigung auch an der Universität.


3.Vorstellung der neuen documenta-Leitung im Kulturausschuss

Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 20. Mai 2019

Bericht des Magistrats-101.18.1265-

Die Kulturdezernentin übergibt das Wort an die neue documenta-Leitung, ruangrupa. Die anwesenden Mitglieder des Kollektivs stellen sich vor. Zwei Personen des Kollektivs werden mitsamt ihrer Familie nach Kassel ziehen. Man wolle in Kassel mit Kassel arbeiten und auch hier ein Lumbung-Netzwerk aufbauen um Wissen und Erfahrung zu teilen und am Ende auch noch Spaß dabei zu haben.

Die CDU-Fraktion bedankt sich für die Vorstellung und betont dass die documenta von der Politik unabhängig sei (In Bezug auf die Einladung in den Ausschuss). Der Redner begrüße die Vernetzung mit und das Kennenlernen von Menschen hier vor Ort, ihn interessiere zunächst, wie die Gruppe die documenta in Jakarta erklärt.

Ruan Grupa: Ein großer unterschied bei der Erklärung hier oder in Indonesien gebe es nicht, im Grunde sei das der gleiche Prozess. Das Goethe-Institut habe dort ein großes Symposium zur documenta veranstaltet und man habe dort schon die Gelegenheit gehabt, das Konzept vorzustellen.

Bündnis 90/Grüne bedanken sich für den Besuch. Für viele junge Menschen hier werde Stadtentwicklung und Stadtplanung wichtiger. Die Rednerin betont, Kassel sei eine Stadt des 2. Blicks, es gebe viele Perlen außerhalb des City. 


4.Woche der Vielfalt im Stadtmuseum

Gemeinsame Anfrage der Fraktionen SPD und B90/Grüne und des Stadtverordneten Andreas Ernst-101.18.1492 -Gemeinsame Anfrage

1.Welcher Personenkreis hat die Woche der Vielfalt durchgeführt?

Durchgeführt worden sei die Woche durch Personen, die unterschiedliche lange in Kassel leben, aus Afghanistan, Syrien, Iran, Bulgarien, Palästina, Russland, usw.

Die Betreunung habe bein Dez 5, Bildungsmanagement, Abteilung Integration und beim Stadtmuseum.[…] gelegen.

2.In welchen Sprachen wurde die Woche der Vielfalt durchgeführt?

Afghanisch, kurdisch, persisch, bulgarisch, russisch, arabisch, türkisch [..]

3.Was war der Inhalt der Woche der Vielfalt?

Die Geschichte von Kassel und deren Vermittlung an Menschen, die unterschiedlich lange in Kassel leben. Die Führungen seien in verschiedenen Sprachen abgehalten worden, weil noch nicht alle die deutsche Sprache ausreichend beherrschten. Ziel sei es Barrieren abzubauen und die neue Heimat besser kennenzulernen.

4.Wie wurde die Woche der Vielfalt angenommen?

Gut, man habe 118 Teilnehmer gezählt.

5.Wie der Presse zu entnehmen war, soll das Stadtmuseum die Woche der Vielfalt mit großem Erfolg durchgeführt haben. Wird diese museumspädagogische und integrative Maßnahme auch in Zukunft wieder durchgeführt?

Ja, dass Stadtmuseum werde mit den acht Museumsführerinnen und Führern auch weiterhin Führungen anbieten, einige seien auch schon mehrfach angefragt und gebucht worden. Auch bei der Museumsnacht seien Führungen in anderen Sprachen als deutsch angeboten worden, diese seien gut angenommen worden. Zudem habe es Kombiführungen von deutschen Museumsführerinnen und Führern, sowie von zugewanderten Führerinnen und Führern gegeben um Begegnungen zu ermöglichen. Man verbreite das Angebot über Institutionen, die mit Zugewanderten zusammen arbeiteten. Besonders hervorheben wolle man die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Dezernat 5, Bildungsmanagement/ Integration.

Die AfD-Fraktion fragt, ob es der Integration nicht zuträglicher wäre, die Angebote auf Deutsch anzubieten, statt in Sprachen, von denen man noch nie gehört habe, wie z.B. kirgisisch, nur damit zwei Leute an den Führungen teilnehmen.

Die Kulturdezernentin erklärt, dass an den Führung grundsätzlich mehr als zwei Personen teilgenommen hätten. Man veranstalte die Führung in unterschiedlichen Sprachen um Barrieren abzubauen.

Die CDU-Fraktion ergänzt, dass die Führung der ausdrückliche Wunsch des Beirats und der Freunde des Stadtmuseums gewesen seien.


5. Museumsnacht 2019

Gemeinsame Anfrage der Fraktionen SPD und B90/Grüne und des Stadtverordneten Andreas Ernst-101.18.1493 –

Der Magistrat wird gebeten, im Ausschuss für Kultur zur Museumsnacht 2019 zu berichten, insbesondere zu den Besucherzahlen, der Besucherstruktur, der Vor-und Nachbereitung, der Finanzierung und den Wirkungen der Veranstaltung.

Zunächst gibt die Kulturdezernentin einen kurzen Rückblick: das Motto der Museumsnacht sei „öffnet Welten“ gewesen und habe zum Entdecken der kulturellen Vielfalt in Kassel eingeladen. Sowohl etablierte Museen und Initiativen, als auch neue Projekte hätten teilgenommen. In diesem Jahr habe es eine spezielle Öffnung für eine jüngere Zielgruppe, Familien und Jugendliche gegeben. Unter Anleitung hätten Jugendliche eigene Performances veranstaltet, zudem seien neue Formate, wie Science Slams und Wissenschaftsshows abgeboten worden. Neu war auch, dass die Museumsnacht für Personen unter 18 Jahre kostenlos war und das Ticket als Fahrkarte für den ÖPNV genutzt werden konnte.

Zu den Besucherzahlen: es seien 90.500 Besucher ermittelt worden. Aufgrund der tiefen Temperaturen konzentrierten sich die Besuche vorallem auf die Innenbereiche der Häuser, dort habe man 67.000 Personen gezählt, das seien 4000 Personen mehr als im Vorjahr. Zudem habe man eine längere Verweildauer registriert. Die Besucherzusammensetzung decke ein breites Spektrum ab. Es habe spezielle Programme für Kinder, Menschen mit Migrationshintergrund gegeben und durch den Fokus auf junge Menschen seien auch erheblich mehr junge Menschen auf der Museumsnacht unterwegs gewesen.

Finanzierung: Die Kosten der Museumsnacht lägen zwischen 160 und 190.000 €. Die Finanzierung beruhe auf 3 Säulen:

  • 50 % deckten sich aus den Einnahmen der Ticketverkäufe,
  • dazu kämen Einnahmen durch Sponsoring und Spenden,
  • Haushaltsmittel der Stadt Kassel.

Nicht in Zahlen niederschlagen würde sich das Engagement der Mitarbeiter der verschiedenen Einrichtungen, auch Kassel Marketing sei zu danken.

Die Nachbereitung erfolge durch die Abteilung Kulturförderung beim Kulturamt, die Koordinierungsgruppe bestehe aus der Museumslandschaft, Kulturdezernat, documenta gGmbH, der Trägern […].

Die Vorbereitung laufe über das ganze Jahr speziell von Mai bis Dezember.
Die Resonanz sei
insgesamt positiv gewesen.

Die AfD-Fraktion regt an, die Museumsnacht auf ein ganzes Wochenende auszudehnen. Die Kulturdezernentin erwidert, dass die Konzentration auf eine Nacht Teil des Profils der Museumsnacht sei und mit den vorhanden finanziellen Mitteln keine solche Erweiterung möglich sei. B90/Grüne ergänzen, gerade für die vielen kleineren Akteure sei es schwierig ein ganzes Wochenende zu organisieren. Die CDU-Fraktion merkt an, die Museen seien das ganze Wochenende geöffnet, Besucher von weit her könnten auch so das Angebot nutzen.