Kulturausschuss, 34. Sitzung

Notizen aus dem Kulturausschuss, 34. Sitzung am 1.09.20 (ohne Gewähr)

Der Ausschussvorsitzende teilt mit, dass es nicht möglich sei, einen wiederkehrenden Tagesordnungspunkt “Ankündigungen” automatisch auf die Tagesordnung zu setzen. Die CDU-Fraktion regt an, dass die Fraktionen abwechselnd einen Antrag zu diesem Punkt stellen könnten.

Tagesordnungspunkt 2 wird vorgezogen.

1. Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Staatstheater Kassel

Anfrage CDU-Fraktion 101.18.1728

Wir fragen den Magistrat:
1. Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf die künstlerische Arbeit und die finanzielle Situation des Staatstheaters Kassel.
2. Gibt es Auswirkungen auf den anstehenden Intendantenwechsel und die angekündigten Sanierungen im Opernhaus?

Der Intendant berichtet über die schwierige Lage am Staatstheater. Während ein Maler weiter malen und ein Literat weiter Bücher schreiben könne, sei die Arbeit im Theater nicht möglich. Theater gehe nicht im Home Office, das gemeinsame Erleben sei wichtig. Das Staatstheater Kassel habe seine letzte reguläre Vorstellung am 8. März gegeben (Premiere Götterdämmerung), dann habe es den der totale Lockdown gegeben. Auch Proben hätte es nicht gegeben, lediglich in der Werkstatt sei der Betrieb weitergelaufen und man habe Besprechung über Skype geführt.
Nach 3 Monaten habe man den Spielbetrieb wieder aufnehmen können, im Schauspielhaus mit 76 Plätzen, im Opernhaus mit 130, das tif habe geschlossen bleiben müssen.  Aber auch diese Plätze seien anfangs nicht voll besetzt gewesen. (“Angst essen Säle auf”). Nach der Sommerpause könnte sich das Staatstheater eine Sitzvergabe im Schachbrettmuster vorstellen, das habe sich bei den Salzburger Festspielen bewährt, dort habe es bei 70.000 Zuschauern nur einen Corona-Fall in der Vorbereitungszeit gegeben. Ähnliche Regelungen gäbe es auch in der Schweiz und in Thüringen, in Hessen leider nicht. In Absprache mit dem Gesundheitsamt seien die Saalpläne den Sicherheitsvorgaben angepasst worden. Jetzt seien möglich:

  • Schauspielhaus(eigentlich 517 Sitze) -> 122 Plätze
  • Opernhaus (eigentlich 947 Plätze) ->  maximal 256 Plätze (mit Chor maximal 195 Plätze)99 Plätzen
  • tif (eigentlich 99 Plätze) -> 30 Plätze.

In der Oper müsse der Abstand nach vorne 6 m betragen, Musiker im Orchestergraben seien noch nicht möglich, auch Chor nicht. Man habe die Inszenierungen verändert, auf 15 Schauspielende reduziert und verkürzt, damit man ohne Pause vorführen könne. Auch für das Tanztheater sei es schwierig eine Ausführungsform zu finden (keine Berührung, 6 m Abstand). Man inszeniere momentan einen Tanzabend über das Thema Isolation. Das sei keine langfristige Lösung. Im tif habe man den Spielbetrieb wieder aufnehmen können und eine U-förmige Podesterie aufgebaut. So habe man Platz für 28 Personen, wenn das Kinder- und Jugendtheater hoffentlich wieder beginne. Die Schülerinnen und Schüler säßen dort im Klassenverband, das sei sicherer als im Klassenzimmer. Er wirbt um Unterstützung.

Das Ministerium stehe auf dem Standpunkt, Sicherheit gehe vor. Das sei auch dem Staatstheater wichtig. Man habe ein vorbildliches Hygienekonzept, unter den 500 Mitarbeitern habe es keinen Corona Fall gegeben. Auch schätze er das Theaterklientel für überwiegend verantwortungsvoll ein, so dass man die Zuschauerzahlen weiter erhöhen könnte. Die Abos seien im Moment ausgesetzt, die Abonnenten hätten aber Vorkaufsrecht. Abokündigungen und Erstattungswünsche habe es kaum gegeben, das Theaterklientel zeige sich solidarisch.

Zu den Einnahmeverlusten: das Soll läge bei 2,8 Millionen € im Normalbetrieb, jetzt seien nur 1/4 der Plätze besetzbar. Zahlen gebe es frühestens Ende des Jahres. Das Einsparpotenzial sei eher gering. 85 % seien Personalkosten, die Verträge für Regie und Ausstattung hätten einen langen Vorlauf (bis zu 2 Jahre). 80 % der Verträge für das nächste Jahr stünden schon fest. Das Defizit werde vom Land Hessen ausgeglichen. In Hessen habe es keine Kurzarbeit gegeben. Zwar gebe es ein paar Einsparungen bei Gastsängern oder ähnlichem, bei  freischaffenden Künstlern gehe dies aber schlecht.  Der Etat für 2021 sei bereits verhandelt, ab 2022 werde es schwieriger.

Die Kulturdezernentin erklärt, die Verhandlungen fänden jährlich statt, sowohl von Land als auch von der Stadt Kassel gebe es die Bereitschaft zum Staatstheater zu stehen. Die Einbrüche seien erheblich, die Verantwortung werde aber übernommen. Ein Nachtrag im Haushalt werde verhandelt werden müssen.

Zur 2. Frage der CDU-Fraktion erklärt der Intendant, die Pandemie habe keinen Einfluss auf die Ersatzspielstätten. Hessen prüfe gerade die Zahlen, näheres sei noch nicht klar. Die Möglichkeit, das Haus für andere Kasseler Veranstalter zu öffnen, sehe man nicht wirklich. Die beiden Säle seien nicht so groß, die Priorität läge bei den eigenen Stücken. Wo man helfen könne, werde man das aber auch tun. Er verweist auf die Pressekonferenz am folgenden Montag und appelliert an die Ausschussmitglieder für Theaterbesuche zu werben. Die wichtigste Werbung sei Mund-zu-Mund-Propaganda.

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2. Vandalismus-Schäden an Kulturdenkmälern und Grabsteinen im städtischen Bereich und auf den Friedhöfen Kassels

Anfrage AfD-Fraktion 101.18.1702

Die Kulturdezernentin erklärt, die nachfolgenden Informationen kämen von Amt 65 (Gebäudebewirtschaftung).

Wir fragen den Magistrat:
1. Hat die Verwaltung einen Überblick, wie viele Kulturdenkmäler und Grabsteine im städtischen Bereich und auf den Friedhöfen Kassels in den letzten zehn Jahren in Mitleidenschaft gezogen wurden?

Nein. Die meisten Kulturdenkmäler befänden sich in Privatbesitz und die Friedhöfe seien dem Landeskirchenkreis zugeordnet.

2. Welche Kosten der Wiederherstellung sind der öffentlichen Hand in diesem Zeitraum entstanden?

Die Aufwendungen würden nicht separat gelistet, sondern fänden sich in der Liste für Kosten von Vandalismus an allen städtischen Gebäuden. Für Vandalismus an privaten Kulturdenkmälern käme die Stadt nicht auf.

3. Sind der kommunalen Verwaltung Schadenssummen privater Grabstätteninhaber aufgrund von Vandalismus bekannt?

Nein, die Schäden seien nicht meldepflichtig.

4. Welche Maßnahmen hat die Verwaltung bisher eingeleitet, um Vandalismus-Schäden an den Kulturdenkmälern unserer Stadt und den Grabsteinen auf den Friedhöfen Kassels zu minimieren?

Die Friedhofsverwaltung auf dem Hauptfriedhof habe einen Sicherheitsdienst beauftragt.

5. Sieht die Verwaltung Möglichkeiten, ausgewählte Kulturdenkmäler mittels Kameratechnik und/oder einer generellen Bestreifung durch das Ordnungsamt vor kriminellen Handlungen zu schützen?

Eine generelle Überwachung käme nicht in Betracht, in besonders gefährdeten Bereichen reagiere man jedoch mit regelmäßigen Streifen.

6. Welche Maßnahmen zum Schutz sieht die Verwaltung sonst noch?

Bei gehäuftem Vandalismus fahre die Stadt Polizei Streife, oder man engagiere einen privaten Sicherheitsdienst.

7. Haben etwaige Präventionsmaßnahmen der Verwaltung gegen derartige Vandalismus-Schäden im o. a. Zeitraum nennenswerten Erfolg gehabt?

Die Vorkommnisse ließen keinen Trend bei Vandalismusschäden erkennen, die Zahlen schwankten.

8. Welche Kosten sind dabei entstanden?

Die Kosten würden nicht separat erfasst

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3. Bericht Direktor*in documenta-Archiv

Antrag SPD-Fraktion 101.18.1788

Die Stadtverordnetenversammlung wird gebeten, folgenden Beschluss zu fassen:
Der Magistrat wird gebeten, die neue Direktorin/den neuen Direktor des documenta-Archivs einzuladen, damit sie/er zu gegebener Zeit über die Perspektiven ihrer/seiner Arbeit bezüglich des documenta-Archivs und zum Aufbau des documenta-Instituts im Ausschuss für Kultur berichtet

Auf Wunsch der CDU wird der Passus mit dem documenta Institut gestrichen.

Zustimmung: einstimmig

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4. Direktor documenta-Institut

Antrag Fraktion FDP+Freie Wähler+Piraten 101.18.1798

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:
Der Magistrat wird gebeten, den künftigen Direktor des documenta-Instituts, Heinz Bude, zeitnah in eine der nächsten Sitzungen des Ausschusses für Kultur einzuladen, um dort seine Pläne und Ideen für das Institut vorzustellen.

Zustimmung: einstimmig

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Die Kulturdezernentin wirbt abschließend für KW 36, Woche der Museen. Durch die erheblichen Einschränkungen durch Corona gebe es in diesem Jahr keine Museumsnacht. Mit 45 Beteiligten habe man gemeinsam ein Pandemie-Konzept für eine Museumswoche erarbeitet. Man wolle die Kontinuität erhalten und auch der Wunsch nach Rezeption und Unterstützung der Kultur sei groß. Deshalb habe man aus einem Tag 6 Tage gemacht um zeitlich und räumlich zu entzerren. Die Häuser hätten spezielle Programme entwickelt. Der Eintritt koste 7 €, für 12 € gebe es ein Unterstützungsticket, die Mehreinnahmen kämen den kleinen Institutionen zugute.