Notizen aus der 13. Sitzung des Ausschusses für Kultur (ohne Gewähr)
Folgende Punkte stehen auf der Tagesordnung:
1. Vorstellung Prozess zur Erarbeitung einer Kulturkonzeption für Kassel, 101.18.747
2. Situation und Finanzierung der Kasseler Musikschule, 101.18.748
3. Verbleib Glasmosaik von Dieter von Andrian, 101.18.750
4. Kulturelle Nutzung des „Palais bellevue“ und Sachstand der Entwicklung, 101.18.752
5. Zeitpunkt der Anbringung des Schildes an der Musikakademie, 101.18.754
6. Vorstellung Evaluation „documenta 14“ der Universität Kassel und documenta gGmbH, 101.18.756
7. Kooperation mit der documenta-Ausstellung im Deutschen Historischen Museum Berlin prüfen, 101.18.758
8. Sachstands- und Perspektivgespräch zum Staatstheater Kassel, 101.18.763
9. Aufwand zum Betrieb der Seite „Kasselkultur2017“, 101.18.766
1. Vorstellung Prozess zur Erarbeitung einer Kulturkonzeption für Kassel, Antrag der CDU-Fraktion
Die Stadtverordnetenversammlung wird gebeten, folgenden Beschluss zu fassen:
Der Magistrat wird aufgefordert, im Ausschuss für Kultur Ziele, Methoden und Zwischenstände des Prozesses zur Erarbeitung einer Kulturkonzeption für Kassel vorzustellen.
Begründung:
Der Prozess hat durch Umfragen, einen Workshop und andere Herangehensweisen bereits begonnen, ein Projektbeirat begleitet ihn. Gleichzeitig sollten aber auch alle Mitglieder des Kulturausschusses darüber informiert werden.
Der Antrag wird einstimmig angenommen.
2. Situation und Finanzierung der Kasseler Musikschule, Anfrage der CDU-Fraktion
Wir fragen den Magistrat:
1. Wie hoch ist die kommunale Förderung pro Musikschüler/in und Jahr an der Kasseler Musikschule?
2015 hatte die Musikschule 1850 Schüler, die Förderung lag bei 260.000 Euro. Das entspricht ca 140 Euro pro Schüler.
2016 hatte die Musikschule 2270 Schüler, die Förderung lag bei 255.000 Euro. Das entspricht ca 113 Euro pro Schüler.
2. Wie hoch ist dieser Betrag im Ländervergleich?
Im Landesvergleich liegt Hessen mit durchschnittlich 183 Euro pro auf dem vorletzten Platz. Nur in Schleswig Holstein liegt der Betrag niedriger.
3. Beabsichtigt der Magistrat eine Erhöhung?
Die Personalkosten werden mit angehoben, auch der Sachkostenindex wird jährlich angepasst. Darüber hinaus ist keine Anhebung seitens des Magistrats geplant.
4. Wie hoch ist der Eigenanteil der Eltern an der Finanzierung der Kasseler Musikschule?
Der Elternanteil liegt bei ca 50%.
5. Können ausreichend Lehrkräfte gefunden werden?
An der Musikschule Kassel beginnen die Lehrkräfte zunächst als freie Mitarbeiter, später sind halbe Stellen möglich. Es gibt ausreichend Bewerber.
6. Wie stellt sich vor dem Hintergrund der vom Verband der deutschen Musikschulen in Hessen (VdM) dargestellten Probleme, die Situation der Kasseler Musikschule dar?
Die hessenweite Förderung beträgt 2.740.000 Euro. Der Anteil an der Gesamtfinanzierung liegt bei 3,38 Prozent, deshalb können die Elternbeiträge nicht gesenkt werden. Es gibt aber Sonderermäßigungen, Stipendien und Leihinstrumente.
In der allgemeinen Diskussion entsteht die Frage, warum die Finanzierung pro Schüler gesunken ist. Der Magistrat erläutert die Finanzierungsstruktur sei nicht pro Schüler angelegt, sondern u.A. werde die Stellen des Leiters und eine halbe Verwaltungsstelle finanziert , sowie ein Teil der Lehrer. Die Gebühren, die durch deren Arbeit vereinnahmt werden, würden an die Stadt weiter gegeben. Die Musikschule sei ein Verein.
Die CDU ist darüber irritiert, dass es bei dem Konstrukt keinen Anreiz für wachsende Schülerzahlen gebe, eher im Gegenteil und fragt nach, ob eine Vereinfachung dieser komplizierten Struktur geplant sei, das wird verneint.
Der Pirat wirft ein, dass er eine Förderung nach Schülerzahlen für sinnvoll hält und fragt, ob auch andere, vergleichbare Angebote gefördert werden (z.B.MIK) , die Kulturdezernentin verneint das. Die SPD merkt an, dass der Ortsbeirat West das MIK mit 400 Euro unterstützt hat.
3. Verbleib Glasmosaik von Dieter von Andrian, Anfrage der CDU-Fraktion
Das Glasmosaik von Dieter von Andrian stellt einen Teil des Stadtplans von Kassel dar. Von Andrian war Ende der 1950er Jahre Assistent des documenta-Gründers Arnold Bode. Seine „Gläserne Stadt“ unter dem alten Hauptbahnhof von Kassel ist ein monumentales Werk aus dem Jahr 1968. Die documenta 14 nutzte den alten Bahnhof als Ausstellungsraum und machte das historische Mosaik wieder sichtbar. Planungen, das Kunstwerk zu entfernen und restauriert an einer neuen Stelle aufzustellen sind bisher gescheitert.
(Vgl. Deutschlandfunk vom 7.6.17 http://www.deutschlandfunkkultur.de/vergessenes-relief-glaeserne-stadt-tragoedie-unter-der.2165.de.html?dram:article_id=388108 )
Wir fragen den Magistrat:
1. In welchem Zustand befindet sich derzeit das Glasmosaik von Dieter von Andrian in der verschlossenen Unterführung unter dem Vorplatz des Kulturbahnhofs?
2. Welche Planungen hat die Stadt mittlerweile für das Werk?
3. Welche Sicherungen für das Kunstwerk werden geschaffen, wenn das Mosaik am Standort verbleiben soll?
Die Kulturdezernentin erklärt, dass das Kunstwerk 2005 gesichert worden sei. Die Unterführung sei erst für die d14 der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht worden. Der Zustand sei gut. Es liege im Interesse der Stadt das Kunstwerk wieder dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Nachdem eine Realisierung im Stadtmuseum nicht möglich gewesen sei, habe man jetzt einen neuen Interessenten. Bis der Prüfvorgang abgeschlossen ist, ist die Unterführung wieder geschlossen. Ein konkreter Zeitrahmen liegt noch nicht vor. Die AfD wirft ein, dass sie die momentane Regelung, die Unterführung nur im Rahmen besonderer Veranstaltungen zu öffnen, für ausreichend hält.
4. Kulturelle Nutzung des „Palais bellevue“ und Sachstand der Entwicklung, Anfrage der CDU-Fraktion
Wir fragen den Magistrat:
Wie ist der aktuelle Planungsstand für eine mögliche kulturelle Nutzung des „Palais Bellevue“?
Die Kulturdezernentin verweist auf die Berichterstattung der HNA, in der die Pläne schon skizziert wurden. Das Gebäude soll öffentlich zugänglich gemacht werden. Schwerpunkte sind Musikgeschichte und Literatur. Das Spohrmuseum werde einziehen. Der multifunktionale Veranstaltungsraum Im Erdgeschoss soll für Veranstaltungen genutzt werden, die die breite Öffentlichkeit ansprechen. (Kammerkonzerte, Lesungen u.s.w.). Das Planungsverfahren laufe. Die Kosten belaufen sich auf 1.34 Millionen, wobei 50 % aus Fördermitteln zum Hessentag 13 kommen.
5. Zeitpunkt der Anbringung des Schildes an der Musikakademie, Anfrage der CDU-Fraktion
Am 12.09.2016 hat die Stadtverordnetenversammlung mehrheitlich einem CDU-Antrag zugestimmt, der die Anbringung eines „gut sichtbaren und repräsentativen Schildes mit dem Namen „Musikakademie der Stadt Kassel Louis Spohr““ an das sie beherbergende Kino vorsah. Damit soll Passanten, Studenten und Konzertbesuchern deutlich werden, dass die städtische Musikakademie in diesem Gebäude beheimatet ist. Für die Finanzierung könnten Sponsoren, der Hauseigentümer oder der Förderverein einbezogen werden.
Wir fragen den Magistrat:
1. Wann wird dieses Schild angebracht?
2. Wie sieht es aus?
3. Warum wurde es nicht schon längst werbend vor der documenta angebracht?
4. Warum kam die Anbringung auch nach einer Frage der CDU-Fraktion am 28.08.2017 in der Fragestunde der Stadtverordnetenversammlung nicht, in der der Magistrat die Anbringung nach der documenta ankündigte?
Die Dezernentin erklärt, dass die Anbringung unmittelbar bevorstehe. Das Schild sei abgestimmt worden. Da es sich um eine Leuchtreklame handelt, sei allerdings eine Baugenehmigung notwendig. Der Antrag sei gestellt, brauche aber um die drei Monate.
6. Vorstellung Evaluation „documenta 14“ der Universität Kassel und documenta gGmbH, Antrag der CDU-Fraktion
Die Stadtverordnetenversammlung wird gebeten, folgenden Beschluss zu fassen:
Der Magistrat wird aufgefordert, in einer der nächsten Sitzungen des Kulturausschusses die Evaluation „documenta 14“ der Arbeitsgruppe documenta -Evolution von Prof. Dr. Gerd -Michael Hellstern und Prof. Dr. Joanna Ozga vorzustellen (beide Universität Kassel) bzw. vorstellen zu lassen und damit den kulturpolitischen Entscheidungsträgern wichtige Erkenntnisse der Besucherbefragung der diesjährigen documenta zur Kenntnis zu bringen.
Diskussion: Die SPD stellt einen Änderungsantrag, sodass die Vorstellung gemeinsam mit der Vorstellung der Evaluation der Organisationsstruktur stattfinden solle. Es entsteht die Frage, wer Auftraggeber dieser Untersuchung ist, ob die Stadtverordneten darüber entscheiden können und wann diese Untersuchung abgeschlossen sein wird. Der Antrag wird auf die nächste Sitzung geschoben, in der Hoffnung dann mehr über den Zeitrahmen der von den Gesellschaftern in Auftrag gegeben Untersuchung in Erfahrung bringen zu können.
Die Studie findet sich hier.(pdf, 1,1MB)
7. Kooperation mit der documenta-Ausstellung im Deutschen Historischen Museum Berlin prüfen, Antrag der CDU-Fraktion
Die Stadtverordnetenversammlung wird gebeten, folgenden Beschluss zu fassen:
Der Magistrat wird aufgefordert, eine Kooperation der Stadt bzw. der documenta gGmbH bei der Ausstellung zur Geschichte der documenta am Deutschen Historischen Museum Berlin zu prüfen. Das Ziel soll sein, diese Ausstellung auf dem Weg der möglichen Kulturhauptstadtbewerbung im Anschluss an die Berliner Ausstellungszeit auch in Kassel zu zeigen. Dem Kulturausschuss ist über diese Bemühungen im ersten Halbjahr 2018 zu berichten.
Begründung:
2021 wird das Deutsche Historische Museum eine Ausstellung zur documenta- Geschichte zeigen, die möglichst viele Originalwerke zeigen will. Ein Jahr vor der documenta 15 (2022) wird damit das Thema documenta ins Gespräch gebracht und damit auch eine gute Werbemöglichkeit für die documenta in Kassel präsentiert. Nach Ablauf der Schau in Berlin könnte die Ausstellung auch in Kassel gezeigt werden und damit z.B. das Fridericianum oder die documenta-Halle nach der documenta bespielt werden. Je nach Konzept und Größe der Ausstellung könnte auch das documenta-Institut ein Ort sein. Durch eine solche Ausstellung könnte auch ein Akzent in der Kulturhauptstadtbewerbung gesetzt werden.
Diskussion: Die CDU stellt den Antrag vor und berichtet von einem Gespräch mit dem Leiter des Berliner Museums. Eine Kooperation von documenta-Archiv und Professur finde schon statt, es gäbe aber auch Möglichkeiten der städtischen Unterstützung/Kooperation. Die Kulturdezernentin merkt an, dass sie inhaltlich eine Kooperation für denkbar halte, das sei auch Aufgabe des Archivs. Allerdings stolpere sie über den Bezug zur Kulturhauptstadt. Der Prozess, in den Ideen eingebracht werden können, basiert stark auf Transparenz und Teilhabe. Ein Antrag der Stadtverordnetenversammlung überhole da gewissermaßen, das könne die Akzeptanz mindern. Zum Anderen sei es nicht üblich, dass sich die Politik in der Form in die Kooperationen zwischen Institutionen einmischt. Die Stadt behielte das auch so im Auge und bliebe in Kontakt.
Der Antrag wird zurückgezogen.
8. Sachstands- und Perspektivgespräch zum Staatstheater Kassel, Antrag der CDU-Fraktion
Die Stadtverordnetenversammlung wird gebeten, folgenden Beschluss zu fassen:
Der Magistrat wird aufgefordert, zu einer der nächsten Sitzungen des Kulturausschusses die künstlerische und kaufmännische Leitung des Staatstheaters Kassel einzuladen. Ziel ist, dass die Leitung einen Bericht über die aktuelle künstlerische und finanzielle Situation abgibt und die Themen der nächsten Jahre skizziert. Weitere Themen können die Kooperation des Theaters mit der „freien Szene“ sein und Möglichkeiten, wie das Theater noch mehr Teil der Lösung der aktuellen Themen in der Kulturszene sein kann.
Begründung:
Auch in der letzten Legislaturperiode hatte der Kulturausschuss die Möglichkeit, sich über die Themen des auch von der Stadt getragenen Staatstheaters mit dem Intendanten und kaufmännischen Direktor auszutauschen. Gerade vor dem Hintergrund der Kulturhauptstadtbewerbung und der Kulturkonzeption ist dieser Austausch sinnvoll.
Der Antrag wird einstimmig angenommen.
9. Aufwand zum Betrieb der Seite „Kasselkultur2017“, Anfrage der CDU-Fraktion
1. Wie hoch waren insgesamt die Kosten für die Seite „Kasselkultur2017“ (Homepage und Facebook)?
Einschließlich Entwicklung/Betrieb und Vermarktung lagen die Kosten 2017 bei 149.500 Euro
2. Wie gliedert sich dieser Betrag in Bezug auf
a) Konzept/Erstellung
b) technische Einrichtung
c) laufender technischer Betrieb und
d) redaktioneller Betrieb auf?
a) Konzept/Erstellung, einschließlich Recherche und Kommunikation mit Kulturträgern hätten 22.600 Euro gekostet.
b) Die Kosten für die technische Einrichtung inkl. Webdesign beliefen sich auf 24.500 Euro.
c) Der laufender technische Betrieb schlug mit 4300 Euro zu Buche.
d) Der redaktionelle Betrieb inklusive Organisation des Kalenders, Bild, Textbearbeitung und Kommunikation mit den Kulturträgern kostete 47.600 Euro.
Dazu seien Kosten in Höhe von 35.700 Euro für Marketing und 14.800 Euro für das Öffnungsprogramm gekommen
3. Wie viele Mitarbeiter wurden in welchem Anstellungsverhältnis und mit welchen Kosten dafür beschäftigt bzw. honoriert?
Es seien sechs Personen beschäftigt worden, mit unterschiedlicher Stundenzahl, mit einen Stundenlohn zwischen neun und fünfundzwanzig Euro.
4. Welche dieser Kosten wären für den weiteren Betrieb dieser Seite in 2018 notwendig gewesen?
5. Für was wäre der vom Kulturamt in die Haushaltsberatungen eingebrachte Haushaltsansatz von 80. – 100.000 Euro notwendig gewesen?
Die Kosten für den redaktionellen Teil wären geblieben, ebenso für Konzeption und Marketing, also etwa 100.000 Euro.
6. Werden ab Herbst 2018 auf der Seite Kassel.de vollumfänglich die Inhalte und Möglichkeiten der Seite Kasselkultur2017 integriert?
7. Wenn ja, welche Kosten entstehen und wo sind sie im Haushalt abgebildet?
Im Haushalt stünden keine Mittel zur Verfügung. Das Stadtportal sei nicht beim Kulturamt angesiedelt. Sollte das Kulturamt weiter eingebunden werden, müssten dafür Mittel im Haushalt 19 eingestellt werden. Im Moment gebe es den städtischen Veranstaltungskalender, in den man sich selber eintragen kann.
Die Manpower für den Kulturteil werde sicher nicht eins zu eins abgebildet werden können, man hoffe aber auf Synergieeffekte.