Ein paar Worte am Ende

Damits nicht auf der Liste untergeht,  noch mal hier ein paar Sätze zu meinem Austritt.
Der hatte definitiv nichts mit dem Orgastreik zu tun und ich möchte nicht, dass er da einfach aufgrund des Datums eingerechnet wird.  Zum Umformulieren fehlt mir grad die Zeit.

Falls Du mich meinst, Roman – nein – vor 2017, wenn die Piraten wieder aus den Parlamenten verschwunden sind, sehe ich da keine Chance, dass sich die Situation verändert – und nein, ich werde für ein paar naive Ultras nicht mehr den Kopf hinhalten.
Was denen ganz offensichtlich nicht bewusst ist, ist, dass sie jeden, der sich unmaskiert gegen Rechts stellt genauso mit solchen Aktionen gefährden wie sich selber. Und da ist das Argument, dass das nur in unserer Filterbubble bleibt ein denkbar naives. Wir mögen ja glauben wir seien gut vernetzt – die Rechten sind es wirklich.
Ich hatte hier letztes Jahr schon mal netten Besuch im Laden, ich weiß auch, wie sich ein Springerstiefel im Gesicht anfühlt, auch wenn das zum Glück lange her ist.
Das riskiere ich gerne für ein klares Statement gegen Rechts, nicht aber für irgendwelche aufmerksamkeitsverliebten Mädels, die jetzt auch noch erstaunt sind, dass es, in der Tat widerlichen, Gegenwind auf diese jenseitige Aktion gibt.

Ja, da mag Anne den braunen Mob gemeint haben, “angekommen” ist das auch bei Menschen, auch in meiner Familie, die den Feuersturm hier als Kinder noch erlebt haben, etwas was sie ihr ganzes Leben verfolgt. Da kommen keine Hasskommentare, da kommt Erinnerung…
Dann lese ich so einen Mist, wie: Selbst Schuld, hätten die Eltern halt in den Widerstand gehen sollen (nicht von Anne, die war ja quasi abgetaucht) Dafür schäme ich mich zutiefst -und das von Menschen, die sich nicht trauen ihre “Antifa”Aktionen mit offenem Visier zu führen?
Was glauben die, wie “einfach” Widerstand damals war?
Ich würde für mich selbst nicht die Hand ins Feuer legen, dass ich nicht doch aus Angst nichts tun würde, und Anne? Hat sich selbst ja auch eine ganze Weile nicht getraut zu ihrer Aktion zu stehen…
Wäre es nur diese beknackte Aktion, okay. Aber diese Twitter-Demo nach dem Prinzip, oh, da hat jemand mehr Aufmerksamkeit als ich gekriegt, da lege ich noch einen drauf ” Sauerkraut- Kartoffelbrei…”dazu der sich solidarisierende Fanclub, der bei jedem, der nicht Hurra schreit mit der Nazikeule kommt – ne, nicht meine Welt
Ich bin schlicht zu alt für den Scheiß

Mein Engagement gegen Rechts zeigt sich dergestalt, dass ich fast jeden Tag mit Menschen rede – nicht mit Neonazis, sondern mit Jugendlichen, die oft noch keine klare Meinung haben.
Jugendliche, die auch mit anderen Jugendlichen zusammenrasseln, die Migrationshintergrund haben. Ich höre mir Vorurteile an, ich versuche zu verstehen, ich versuche geduldig zu erklären. Und natürlich versuch ich bei Gegendemos zu mobilisieren und steh da, selbstredend unmaskiert. Ich bin da also eher so der verächtlich als Lichterkettenweichei bezeichnete 😉

Ich sehe aber keinen Sinn darin sich an einem kleinen Haufen Radikaler abzuarbeiten, die man ohnehin nicht bekehren kann – während die sogenannte Mitte nach rechts rutscht.
Meine berufliche Situation hat mir die letzten Jahre die Möglichkeit gegeben viele Leute zu erreichen, dafür ist imho wichtig sich nicht durch unnötige Radikalpositionen selbst zu verbrennen. Das steht gerade alles auf der Kippe. Sicher nicht nur wegen meinem politischen Engagement, aber auch.
Ich habe mich schon nach der Diskussion zu der Flaggenaktion zurückgezogen, war da auch nicht die Einzige. Die Diskussion darum hat
klar gemacht, dass sehr viele Piraten nicht mit dieser Aktion glücklich waren. Mir wurde ernsthaft versucht zu erzählen, dass die Flagge ja gar nicht aufgefallen wäre, hätte das niemand erwähnt – verarschen kann ich mich selber (Ich war nicht in Bremen, sondern habe den Stream geschaut)
Statt einfach mal die Leute ernst zu nehmen nur wildes “Du bist wohl rechts” und “schön, wenn Du die Partei verlässt”
Und es wurde einer draufgesetzt…und noch einer
Offensichtlich ist die typische Piratentaktik, wenn etwas als Mist wahrgenommen wird, dann müssen wir noch mal einen Tacken in die gleiche Richtung. Aus Fehlern lernen? Was für Anfänger…
So, genug Brast abgelassen, fällt mir noch sichtlich schwer mich gedanklich zu lösen
Es tut mir leid für die Leute, die jetzt versuchen den Karren aus dem Dreck zu ziehen, aber ich kann und will schlicht nicht mehr helfen

Gruss
Franziska

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