Karlsplatz oder ewig grüßt das Murmeltier…

Zum Hintergrund:
Die Stadtverordnetenversammlung in Kassel hatte im Juli 1994 mit großer Mehrheit den Bau des zweiten Bauabschnittes der Tiefgarage unter dem Friedrichsplatz und den schrittweisen Abbau von über 500 oberirdischen Parkplätzen in der Innenstadt beschlossen, darunter auch die bis heute bestehenden Parkplätze am Karlsplatz (nur 50 Meter neben dem Karlsplatz befindet sich der Ausgang der Tiefgarage Friedrichsplatz). Diese werden seither von den finanzstarken Anrainer:innen mit Händen und Füßen verteidigt und die Stadt gibt immer wieder klein bei, obwohl eine Entwicklung des Platzes seit Jahrzehnten zu den Zielen der Stadt gehört (laut Studie „Löcher in der Stadt – Strategien des Stadtumbaus”, Kopetzki, Pristl, Naefe, Fischer aus 2004 laufen die Planungen seit 1989)

In der Stadtverordnetenversammlung am 31.08.20 wurde es mit den Stimmen von CDU, SPD, FDP, WfK und AfD abgelehnt, einen Bürgerentscheid über die Bebauung des Parkplatzes am Karlsplatz mit dem documenta-Institut durchzuführen. Stattdessen solle es wieder einen städtebaulichen Wettbewerb geben….
Ich tippe dann mal, es bleibt bei einen Parkplatz, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Nachfolgend ein paar Zitate aus den letzten 20 Jahren, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

HNA, 31.03.1999 […] Das Ergebnis zeige, dass die Forderung der Geschäftsleute nach Erhalt der Parkplätze auch durch „VolkesStimme” unterstützt werde, erklärte Heinz Jacob von der Firma Omnitec […]

[…]Lewandowskis erste Reaktion: Planungen für die Platzgestaltung müssten sich auch nach dem Bau des Kinocenters an den Bedürfnissen der ansässigen Geschäftsleute orientieren.[…]

HNA, 22.06.1999: […] Hintergrund für diese Idee sind massive Proteste, vor allem aus den Reihen der anliegenden Geschäftsleute, die starke Umsatzeinbußen aufgrund von fehlenden Parkplätzen auf dem Karlsplatz monieren. […]

[…] Die Antwort von Bürgermeister Ingo Groß (SPD): „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass es eine neue Einschätzung der Gegebenheiten gibt.” Es handele sich jedoch nicht um ein Umschwenken, sondern um„die Konsequenz aus den Beschwerden der Karlsplatz-Anlieger”, so Hajo Schuy: „Man muß auch zur Änderung einer Meinung kommen dürfen.”

[…] Frei: „Der Platz wird verkauft, die Frage ist nur, wann.” Im Übrigen, so Groß, sei es der Investor, der seine Position geändert und gefordert habe, dass auf dem Karlsplatz sowie um den Platz herum sämtliche Parkmöglichkeiten verschwinden sollten.[…]

HNA, 08.04.2000: […]„So schlossen sich Anfang vergangenen Jahres, als die Baustellen-Situation sich zugespitzt und der Umsatz schon annähernd die Talsohle erreicht hatte, alle Geschäftsinhaber zur Aktionsgemeinschaft Karlsplatz zusammen. Monatelang leisteten sie hartnäckige Überzeugungsarbeit für den Erhalt sämtlicher bisheriger Parkmöglichkeiten am Karlsplatz. Der Kampf um die Parkplätze war aber nur der Beginn einer neuen Gemeinsamkeit.“[…]

HNA, 21.02.2003: […] Die Parkplätze rund um den Karlsplatz müssten angesichts der Entwicklung im Einzelhandel unbedingt erhalten bleiben, meinen die Kaufleute. Heinz Jacob (Firma Omnitec) spricht von einer „katastrophalen Situation der Kasseler Einzelhändler. Die Stimmung ist am Boden.” Durch einen weiteren baulichen Eingriff würden die Kaufleute in ihren Geschäftsaktivitäten stark beeinträchtigt. Dies könne man angesichts der äußerst angespannten Lage nicht akzeptieren, heißt es in einem von 35 Geschäftsinhabern unterzeichneten Schreiben an den Magistrat, in dem der endgültige Verzicht auf die Bebauungspläne verlangt wird. […]

[…] Notfalls wollen die Karlsplatz-Kaufleute rechtliche Mittel in Anspruch nehmen, um sich mit ihren Forderungen durchzusetzen. Schließlich gehe es um den Erhalt von Arbeitsplätzen und die Existenz der inhabergeführten Geschäfte. „Wir werden die Vernichtung unserer Selbstständigkeit nicht akzeptieren”, heißt es in dem Schreiben ans Rathaus.[…]

HNA 23.09.2004 […] „Wir bestehen auf eine Freihaltung und auf eine Nichtbebauung”. so Jacob. Die Aktionsgemeinschaft hatte im Herbst vergangenen Jahres einen eigenen Entwurf zur Gestaltung des Platzes vorgelegt, der beinhaltete, die Parkplätze von 103 auf 80 zu verringern. […]

[…] Die FDP werde zudem bei nächster Gelegenheit einen Antrag in der Stadtverordnetenversammlung stellen, dass der alte Stavo-Beschluss zur Teilbebauung des Karlsplatzes gekippt werde, so Doose. […]

[…] Vor dem Jahr 2005 werde hier gar nichts passieren, so Anita Bodenbach, Leiterin des Bauverwaltungsamtes. Das sei auch auf die Proteste der Anwohner zurückzuführen.

HNA, 2.02.2006: Zum Innenstadtleitbild:
[…] Für Diskussionsstoff sorgen dürften unter anderem die Pläne für den Karlsplatz, dessen Bebauung nach wie vor erklärtes Ziel ist.[…]

HNA, 19.04.2008:
[…] 2005 war das Vorhaben vollends gescheitert. Nach jahrelangem Streit mit den Anwohnern und Geschäftsleuten am Karlsplatz, die auf rund 100 Autostellplätze vor ihren Türen pochten, gab die Stadtverwaltung auf. […]

[…] Die Anlieger waren halbherzig und viel zu spät in die Planung eingebunden worden und nahmen nicht widerspruchslos hin, was sich der damalige Stadtbaurat Bernd Streitberger ausgedacht hatte. Nun will man es besser machen. Die Anlieger sollen von Anfang an beteiligt werden.

HNA, 16.05.2008 […] Neuer Anlauf für den Umbau: Die Stadt will den Karlsplatz neu gestalten und zumindest zum Teil bebauen. Die dort ansässigen Kaufleute sind gegen eine Bebauung. Sie wollen die Parkplätze vor ihrer Haustür behalten. „Der Karlsplatz ist klasse. Den baut man doch nicht zu.“ So wie Anni Burghardt vom Sanitätshaus Brandau denken viele Anrainer, die dort ihr Geschäft haben. […]

[…] Die Stadt will im nächsten Jahr einen Gestaltungswettbewerb für den Karlsplatz ausschreiben. In der Vergangenheit hatten sich die Anrainer erfolgreich gegen eine Bebauung gewehrt, der etliche der Parkplätze zum Opfer gefallen wären. „Wir brauchen die Plätze“, sagt Anni Burghardt. Man sei zwar bereit, einige zu opfern, wenn der Karlsplatz ansprechend gestaltet werde, aber es müssten noch genügend Parkplätze bleiben. […]

HNA, 30.05.2008: FDP ist gegen Bebauung des Karlsplatzes […]Ein Verzicht auf einen Teil der Parkplätze auf dem Karlsplatz sei möglich. Lippert kündigt einen Antrag seiner Fraktion an, in dem der Verzicht auf eine Bebauung festgehalten werden soll. […]

HNA, 15.12.2008: […] Wer plant, will auch irgendwann bauen. Das befürchtet zumindest Verena Nenninger, Chefin des gleichnamigen Cafés. „Alle Anlieger sind gegen eine Bebauung des Platzes“, sagt sie. […]

[…] Wenn dabei einige Parkplätze wegfallen würden, wäre das verkraftbar. Gar kein Verständnis hat sie für Pläne, auf dem Platz möglicherweise ein Verwaltungsgebäude zu bauen. […]

[…] Diese Unsicherheit zermürbt Geschäftsleute wie Gaby Kepper. „Die Bebauungspläne hängen wie ein Damoklesschwert über dem Platz“, sagt sie. Das bremse nötige Investitionen und mache es auch schwer, einen Nachfolger für einen Laden zu finden. […]

[…] Die Anlieger gehören bei den Planungen mit an den Tisch. Nur so lässt sich Vertrauen schaffen. Ziel muss es sein, endlich Klarheit über die Zukunft des Karlsplatzes zu schaffen. Die Geisterdebatte dauert schon viel zu lange.[…]

HNA, 18.12.08: CDU gegen Bebauung […] Die Bebauung des Karlsplatzes, die von SPD und Grünen vorangetrieben werde, sei ein weiteres Beispiel für eine rotgrüne Politik am Bürgerwillen vorbei. Aber auch OB Hilgen sei jetzt gefordert. Er müsse sich dazu äußern, ob auf dem Areal Büros der Stadtverwaltung entstehen sollen. Darüber hinaus bedeute eine Bebauung den Wegfall von vielen, von der Bevölkerung sehr gut angenommen oberirdischen Parkplätzen. […]

HNA, 15.12.2010: […] Beim Thema Stadtentwicklung schlagen die Liberalen vor, einen Gestaltungswettbewerb zur Verschönerung des Karlsplatzes – ohne Bebauung – zu machen […].

HNA, 18.06.11: […] Die Parteien wollen einen neuen Anlauf nehmen, um den Karlsplatz zu bebauen. Ein privater Investor solle ein Konzept hierfür vorlegen. Denkbar sei eine Kombination aus Läden und Büroräumen, sagte SPD-Fraktionschef Uwe Frankenberger gestern auf Anfrage. […]

to be continued….