Notizen aus der 25. Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Mobilität und Verkehr am 24. Oktober 2018 (ohne Gewähr)
Zunächst beantragen die Grünen, dass Punkt 10 auf der Tagesordnung nach vorne gezogen wird, da sie gerne auch schon zur Landtagswahl einen Impuls nach Wiesbaden senden wollten. Es erhebt sich kein Widerspruch, der Punkt soll direkt nach den Magistratsvorlagen behandelt werden.
Tagesordnung:
1. Programm für bezahlbaren Wohnraum
Herr Nolda merkt zunächst an, dass die Fragestellung sehr komplex sei. Betrachtet habe man folgende Aspekte:
- Wie wirken die Akteure am Kasseler Wohnungsmarkt?
- Blick nach außen (Nicht in der Tiefe, da die Diskussionen überall sehr unterschiedlich geführt würden)
- Die Bewertung einer Sozialwohnungsquote
In Kassel steige die Einwohnerzahl, in den letzten Jahren sei auch die Zahl der Studenten stark angestiegen. 79% der Haushalte bestünden aus 1-2 Personen, in nur 10% der Haushalte lebten 4 oder mehr Personen. Über 70% der Kasseler wohnten zur Miete.
Die Mieten stiegen deutlich und es sei zu vermerken, dass die Vermieter nehmen, was sie nehmen können (mittlerweile zwischen 6 und 8 Euro pro qm²). So gebe es immer mehr Wohngeldberechtigte.
Gerade bei kleinen Wohnungen fehlten Sozialbindungen. Auch im Hinblick auf den demographischen Wandel sei ein Wohnraumversorgungskonzept unerlässlich, bei Bedarfsanalysen lägen sehr unterschiedliche Zahlen vor.
Zunächst müsse man eine Bestandsaufnahme anschauen und die Zahl der Wohnungen erhöhen, zudem müsse der Bestand (90%) so saniert werden, dass er auch bezahlbar bliebe.
In Kassel gebe es momentan einen Bestand von 105.647 Wohnungen, 2211 Neubau, beantragt sind weiter 1700. Die Sozialbindungen gingen drastisch zurück (2001→10.000, 2015→ 6000) und werden weiter fallen. Hier falle den Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften eine wichtige Rolle zu, denn deren Wohnungen blieben auch nach entfallen der Bindung preislich stabil. Verkauf von Gesellschaften halte er aus sozialpolitischer Sicht für falsch.
Zur Stadtentwicklung: Man habe etwa 5000 Wohnungen insgesamt in Entwicklung, etwa 2500 davon in konkreter Planung. (Wohnungsmarktbericht).
Zum Bauen brauche man Grundstücke, diese gelte es zu erwerben, die Grundstücke müssten Baurecht haben, dann müsse geklärt werden, wer die Gebäude baut und letztlich müsse die Architektur, der voraussichtliche Mietpreis betrachtet werden. Möglichkeiten lägen bei der Stadterweiterung durch zB Innenentwicklung und Neubau (Beispiele: Nordshausen, Feldlager, Osterholzsiedlung), beim Schließen von Baulücken, Ergänzen und Aufstocken, das läge hauptsächlich bei Privaten und Konversion, wie beispielsweise bei dem Martinigelände.
Weiter erläutert er die Möglichkeiten der Steuerung der Kommunen. In Neubaugebieten fördere man die Dichte der Bebauung, man fördere die Innenentwicklung, bei Konversion müsse erst Baurecht geschaffen werden, steuere man u.a. über Konzeptvergaben (bei denen Quoten Bestandteil sind).
Bei der Jägerkaserne sei über die Baulandoffensive ohnehin bezahlbarer Wohnraum Vorgabe, bei Jordan Holz Areal liege die Quote bei 20%. In Verhandlung über eine Quote sei man bei Salzmann und am Lossegrund. Nachverdichtung Süsterfeld Helleböhn, am Felsenkeller und bei Martini werde mit Quote gebaut, auch ohne Vorgabe, im Feldlager sei eine Quote in der Konzeptvergabe enthalten.
Diskussion:
Die Kasseler Linke bedankt sich für den Bericht, sieht aber die konkreten Maßnahmen nicht vorgestellt.
Sie fragt nach, wann in etwas mit dem Wohnraumversorgungskonzept zu rechnen sei. Herr Nolda entgegnet, die Bedarfsanalyse werde Anfang 2019 veröffentlicht. Man sei mit Konzeptionierung im 3stelligen Bereich beschäftigt, und müsse dann schauen, ob das reicht oder zu anderen Maßnahmen gegriffen werden müsse. Weitere Nachfragen der Kasseler Linken betreffen die Definition von bezahlbar, die Höhe der Quote, z.B. bei Salzmann gebe, der Antrag für eine Quote sei ja abgelehnt worden und ob es Strategien für eine Verlängerung von Sozialbindung gebe.
Baurat Nolda erläutert, dass die Quote bei Salzmann im Städtebaulichen Vertrag, den die Stadtverordneten beschließen, geregelt werde. Die Verwaltung empfehle den Bauherren diese festzulegen um politische Zustimmung zu erwirken. Beim Neubaubereich empfehle man 20 %. Zur Jägerkaserne: über die Baulandoffensive verpflichte man sich auf bezahlbares Wohnen, zudem erhalte man von der BIMA 25.000.- Preisminderung pro Wohnung, die bezahlbar werde. Die Definition zu „bezahlbar“ sei auch von der Landesregierung nicht ganz klar, gefördert werde preisgebundener Wohnraum. Er betont, dass es wichtig sei auf gemischte Strukturen zu achten. Zunächst müsse die Jägerkaserne für die Baulandoffensive gesichert werden, die Ausgestaltung müsse dann in der Stadtverordnetenversammlung beschlossen werden.
Zu den Wohnungsbaugesellschaften betont er, wie wichtig es ist, diese zu behalten und den Bestand nicht zu Spekulationsobjekten werden zu lassen. Er erinnert an die Wohnstadt, bei der das Land Hessen erst kurz vor Veräußerung die Reißleine gezogen habe und Geld beigesteuert.
Die GWG habe mehr Belegungsrechte erworben als aufgegeben.
Konkrete Angaben wie viele der Wohnungen, die jetzt gebaut werden preisgebunden sein werden, könne er zum jetzigen Zeitpunkt nicht so einfach machen, dazu müsse man tief in die einzelnen Projekte schauen, die teils noch in der Konzeptionierung seien. Zunächst müssten Anträge auf Förderung gestellt werden. Die Prognosen zum benötigten Wohnraum gingen weit auseinander (zwischen 500 und 1800 Wohnungen pro Jahr), er erklärt, dass seines Erachtens nach solche Prognosen maximal über 3 Jahre gelten könnten, Bevölkerungsstrukturen änderten sich zunehmend schnell.
Der Seniorenbeirat bekräftigt die Wichtigkeit der Berücksichtigung des demographischen Wandels und weist darauf hin, dass auf Barrierefreiheit geachtet werden müsse.
Die Fraktion B90/Grüne begrüßt dass die Verwaltung auch ohne von den Stadtverordneten festgelegte Quote, Quoten bei einzelnen Bauprojekten vorschlage, die Beschlussfassung liege bei der Stadtverordnetenversammlung.
Die Fraktion FDP, Freie Wähler und Piraten fragt nach, ab wann ein Projekt ab groß gelte, der Baurat entgegnet ab c.a. 50, vorher stehe der Aufwand nicht im Verhältnis.
Die Präsentation wird der Niederschrift beiliegen.
2. Prüfung einer Milieuschutzsatzung
Baurat Nolda leitet ein es handle sich um kein einfaches Thema. Zunächst wird klargestellt, dass es sich bei einer Sozialen Erhaltungssatzung nicht um ein Instrument des Miet- oder Sozialrechts handele, sondern um eines des Baurechts. Eine Expertin aus Berlin erklärt Ziele und Wirkweisen anhand der Erhaltungssatzung in Berlin. Die Präsentation wird der Niederschrift anhängen.
Welche Maßnahmen können die Zusammensetzung der Wohnbevölkerung aufgrund von Verdrängung gefährden?
- Der Abriss von Wohngebäuden, die Umnutzung von Wohnungen und Grundrissänderungen von Wohnungen (inkl. Veränderung der Wohnungsstruktur durch Teilung und Zusammenlegung).
- Die Modernisierung von Wohngebäuden und Wohnungen, die den zeitgemäßen Ausstattungszustand einer durchschnittlichen Wohnung übersteigt.
- Die energetische Modernisierung von Wohngebäuden und Wohnungen, die die Mindestanforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) übersteigt und deren Erfordernis gemäß EnEV nicht nachgewiesen ist.
- Die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen, wenn sie durch die im Gesetz vorgesehenen Ausnahmetatbestände nicht gerechtfertigt ist.
- Der Erwerb von Grundstücken mit spekulativen Absichten.
Kein Genehmigungsvorbehalt gilt bei:
- Maßnahmen, die der (erstmaligen) Herstellung eines zeitgemäßen Ausstattungszustands einer durchschnittlichen Wohnung dienen.
- Soweit die geplanten Maßnahmen der Anpassung an die baulichen oder anlagentechnischen Mindestanforderungen der Energieeinsparverordnung dienen und das EnEV Erfordernis nachgewiesen werden konnte, wird in der Regel eine Genehmigung auflagenfrei erteilt.
- Neubau
- reine Instandhaltung
Nach dem Beschluss der Bezirksversammlung Berlin Mitte sei zunächst eine Analyse angefertigt worden, in der Aufwertungspotential, Aufwertungsdruck und Verdrängungspotential anhand von 24 Indikatoren untersucht wurde.
Indikatoren:
Aufwertungspotential:
Bau und Nutzungsstruktur
Gebäudealter
Wohnungsschlüssel.
Sozialwohnungen
Eigentumsform,
Sanierungs und Modernisierungspotential
Aufwertungsdruck:
Wohnlage
Angebotsmietpreise nach Marktsegmenten
Wohnungsverkäufe
Abgeschlossenheitsbescheinigungen
Wohnungsumwandlungen
Baugenehmigungen
Verdrängungspotential:
Zusammensetzung nach Alter
Zusammensetzung nach Herkunft
Beteiligung um Erwerbsleben
Wohndauer
Haushaltsgröße
Monitoring Soziale Stadtentwicklung
Zudem sei die öffentliche Infrastruktur geprüft und Verdachtsgebiete identifiziert worden. Als Gebiete habe man Moabit und Wedding identifiziert. Es bestehe dort hohes städtebauliches Aufwertungspotential (energetische Sanierungen), als auch wohnungswirtschaftliche Faktoren und soziale Indikatoren. Abschliessend habe man noch einmal mit dem Bezirksbeauftragten gesprochen.
Im zweiten Schritt seien Haushaltsbefragungen durchgeführt worden (20% Rücklauf) und es wurde eine weitere Unterteilung der Gebiete vorgenommen. Empfehlungen: keine weiteren Umwandlungen in Gewerbe oder Eigentumswohnungen.
Das Projekt lief über 2 Jahre, der Kostenaufwand betrug c.a. 170.000€. 3 Mitarbeiter inkl. Gutachter waren beauftragt.
Folgen: Man benötige neue Mitarbeiter, eine Mieterberatung, Einzelfallprüfung, Rechtsstreitigkeiten. Eine Überprüfung erfolge in 5 Jahren.
Auswirkungen: Die Mieter profitieren, keine Luxusmodernisierung, die Umwandlung in Eigentumswohnungen wurde gebremst, Investoren mit Spekulationsinteresse meiden die Gebiete.
Berichte aus Berlin findet man hier.
In Bezug auf den Vorderen Westen erläutert Stadtrat Nolda, es gebe kaum Bauanträge und mehr Binnenfluktuation, also keine Verdrängung. Die alte Satzung sei nicht mehr rechtssicher und schütze keine Einzelpersonen, die momentanen Probleme seien eher eine Frage des Mieterschutzes.
Fazit: Für den VW wird eine neue Millieuschutzsatzung nicht empfohlen, der Aufwand stehe nicht im Verhältnis. Andere Stadtteile, z.B. die Nordstadt beobachte man mit Sorge, jedoch ginge es da mehr um Neubauten. Im Bestand gebe es kaum Bewegung.
3. Vorstellung von Maßnahmen zum Radverkehr
Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 12. März 2018 Bericht des Magistrats – 101.18.812 –
Die Verwaltung hat eine Präsentation mit den laufenden und geplanten Projekten vorbereitet. Gegliedert ist das Thema in 3 Punkte.
- Wegeinfrastruktur
- Serviceeinrichtungen (z.B. Abstellmöglichkeiten)
- Öffentlichkeitsarbeit
Vorgestellt werden die Arbeiten an der Kreuzung Schönfelderstraße (1,2 Millionen), Kurfürstenstraße, Fliedlerstraße (Fahrradstraße), die Verbesserung an der Querung Eisenschmiede (Induktionsschleife) für bessere Ampelschaltung, Friedrich-Ebertstraße, Freigabe Untere Königsstraße, Neuaufteilung Wolfhagerstraße/3Brücken, Bahndamm Korbacherstraße (Radverkehr zur besseren Querung in Mittelstreifen integriert). Am Knotenpunkt Mauerstraße/Lutherplatz wurde eine Anpassung an der Ampel vorgenommen, die die Sichtbarkeit von Radfahrern verbessert (Radfahrer warten vor den Autos). Die Joseph Beuysstraße gebe von der Breite einen Radweg nicht her und wurde deshalb zu einer Tempo 30 Zone umgestaltet, die Loßbergstraße wurde überarbeitet und weitere kleine Projekte umgesetzt, oft seien es Kleinigkeiten, die sehr stören, an Verbesserungen werde kontinuierlich gearbeitet. Des weiteren wurden bei jeder Baumaßnahme Abstellmöglichkeiten geschaffen.
Auch betriebliche Mobilität sei Thema. Radfahrer seien gesünder, leistungsfähiger, fielen weniger aus. Wichtig seien dann aber auch trockene, sichere Abstellmöglichkeiten, Umkleiden und Waschmöglichkeiten.
In Planung:
Querungshilfen Konrad-Adenauerstraße, Schutzstreifen für Radfahrer, Fahrradstraßen sollen einheitlicher (und eindeutiger) gekennzeichnet werden und nur noch Anliegerfrei sein.
In der Prüfung:
Schillerstraße (In Abhängigkeit von der DB, das gestalte sich mitunter schwierig), Goethestraße, Bleichenweg, Simmerhäuserstraße. Die Königinnenhofstraße solle Raddirektroute werden, bei Baumaßnahmen an der Wolfhager/Harleshausen soll Radverkehr berücksichtigt werden, Die Heinrich-Heine-str soll einen Radweg bekommen, wenn Kopfsteinplaster wegfällt.
In der Umsetzung 2019:
Druseltalstr von Eugen-Richter bis Berta von Suttnerstr. (2,1 Millionen)
Wolfsgraben/Höheweg bekommt Schutzstreifen Bergauf (1,6 Millionen)
Oberbürgermeister-Brunnerstr. ebenso (350.000 €)
Steinweg wird der Radweg saniert und verbreitert (260.000 €)
Auedamm (260.000 €)
Radweg deutsche Einheit, Radstätte am Auebad
Öffentlichkeitsarbeit
Vernetzung von Radforum Nordhessen, AGNH, Radforum Region Kassel. Es gibt einen Arbeitskreis Radverkehr, bei dem alle Maßnahmen vorgestellt werden.
Ein wichtiges Instrument sei die Meldeplattform, als auch das Baustellenmanagement mit Umleitungen für den Radverkehr.
Radwegweisungen: Routen werden immer wieder angepasst.
- Radwege in der Innenstadt (Karte)
- Radrouten in Kassel (Karte)
- Entdecker-Runde Kassel
- Die Regionale Radroutenkarte
- Der Fahrradstadtplan
- Radroutenplaner Hessen
- Radwandern in Kassel und Umgebung
Kampagnen gab es 3: Schulradeln, Stadtradeln, Mit dem Rad zur Arbeit
Alle drei hatten ähnliche Ziele: Gesundheitsförderung, nachhaltige Mobilität, Klimaschutz.
Öffentlichkeitsarbeit bezüglich Rücksichtnahme im Verkehr sei ebenfalls wichtig.
Zum Radverkehrskonzept: Nicht nur Ausbauen sei wichtig, alle Anfangs genannten 3 Säulen seien wichtig. Man arbeite jetzt am Abschlussbericht und rechne im Frühjahr 19 mit dem Beschluss.
Zudem arbeite der Zweckverband Raum Kassel an einer Machbarkeitsstudie Raddirektrouten und man erstelle ein Radkataster mit Aufbau eines Wegemanagements Nordhessen (Touristik)
Diskussion: B90/Grüne dankt für den Vortrag, merkt aber an, dass man das Gefühl habe, dass hauptsächlich etwas für den Autoverkehr gemacht würde und der Radverkehr dann nur angehängt. Zudem sei das Fehlen von Mitteln im Haushalt 2019 das falsche Signal. Die Kasseler Linke sieht das ähnlich und möchte dass Projekte mit mehr Finanzen hinterlegt werden. Auf Nachfrage nach der Route vom Hollandischen Platz zum Bahnhof Wilhemshöhe wird vom Magistrat erklärt, man habe as im Blick und auf die Pläne in der Goethestraße verwiesen.
Der Seniorenbeirat betont die Notwendigkeit von Öffentlichkeitsarbeit, er bemühe sich alte Menschen zum Radfahren zu animieren. Die SPD mahnt an, nicht Fußgänger und Radfahrer gegeneinander auszuspielen, man brauche beides. Die AfD sieht Radfahrer eher in Konkurrenz zu Autofahrern und möchte im Konzept Möglichkeiten dies zu verhindern.
4. Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept Kasseler Osten – Ergänzungsband zum Fördergebiet Stadtumbau Unterneustadt Bettenhausen
Vorlage des Magistrats Berichterstatter/in: Stadtbaurat Christof Nolda – 101.18.1057 –
Die AfD merkt an, dass zwar in dem Konzept viele gute Ansätze seien, verkehrspolitisch stelle es aber eine Katastrophe dar. Viele Chancen seien nicht genutzt worden. Die CDU teilt die Einschätzungen, Einzelheiten könnten aber bei der Umsetzung noch geregelt werden.
Zustimmung: CDU, SPD, B90/Grüne, FDP, Freie Wähler und Piraten
Enthaltung: AfD, Kasseler Linke
5. Vorhabenbezogener Bebauungsplan der Stadt Kassel Nr. III/57 a „Stadtvillenpark Marbachshöhe“ (Behandlung der Anregungen und Beschluss der Satzung)
Vorlage des Magistrats – 101.18.1058 –
Zustimmung: CDU, SPD, B90/Grüne, FDP, Freie Wähler und Piraten, AfD
Enthaltung: Kasseler Linke
6. Bebauungsplan der Stadt Kassel N r. III/67 „Landgraf – Karl – Straße“, 1. Änderung (Aufstellungs – und Offenlegungsbeschluss)
Vorlage des Magistrats- 101.18.1059 –
Zustimmung: CDU, SPD, B90/Grüne, FDP, Freie Wähler und Piraten, AfD
Enthaltung: Kasseler Linke
10. Verkehrskonzept zur touristischen Erschließung des Bergparks Wilhelmshöhe
Die Stadtverordnetenversammlung spricht sich für die Entwicklung eines Konzeptes zur verkehrlichen und touristischen Erschließung des Weltkulturerbes Bergpark Wilhelmshöhe aus. Die Erschließung durch den öffentlichen Personennahverkehr steht bei diesem Vorhaben im Fokus. Dabei sollen alle möglichen Varianten, auch die einer Herkulesbahn auf ihre Umsetzbarkeit überprüft werden. In diesem Zusammenhang wird die KVG beauftragt, ihre Untersuchung „Für eine neue Schienenverbindung zum Herkules und deren touristische Vermarktungsmöglichkeiten“ aus dem Jahr 2010 zu aktualisieren.
Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:
Der Antrag Nr. 101.18.1052 wird wie folgt geändert:
Die Stadtverordnetenversammlung spricht sich für die Entwicklung eines Konzeptes zur verkehrlichen und touristischen Erschließung des Weltkulturerbes Bergpark Wilhelmshöhe aus. Die Erschließung durch den öffentlichen Personennahverkehr steht bei diesem Vorhaben im Fokus. Dabei sollen alle möglichen Varianten, auch die einer Herkulesbahn sowie die einer mit dem Status des Bergpark als Weltkulturerbe kompatiblen Seilbahn, auf ihre Umsetzbarkeit überprüft werden. In diesem Zusammenhang wird die KVG beauftragt, ihre Untersuchung „Für eine neue Schienenverbindung zum Herkules und deren touristische Vermarktungsmöglichkeiten“ aus dem Jahr 2010 zu aktualisieren. Insbesondere mit dem Land Hessen ist eine Regelung zu den Investitions- und Betriebskosten zu treffen, damit eine barrierefreie und nachhaltige Erschließung erreicht wird.
B90/Grüne erläutern, dass sie das Thema aufgrund der LTW gerne noch am Montag in der StaVo beschließen wollen um ein Signal nach Wiesbaden zu senden und eventuell für Fördermittel in Frage komme. Das Projekt Herkulesbahn sei ein touristisches und deshalb nicht mit der Straßenbahn nach Harleshausen vergleichbar. Man erhoffe sich durch P+R in der Stadt Menschen auch für die Stadt [3]und nicht nur den Park zu begeistern. Die Studie solle aktualisiert werden. Zum Änderungsantrag der Fraktion FDP, Freie Wähler und Piraten merken sie an, dass die Seilbahn nicht mit dem Weltkulturerbe kompatibel sei.
Herr Nölke, Fraktion FDP, Freie Wähler und Piraten entgegnet, dass nicht eindeutig festgestellt worden sei, dass eine Seilbahn das Weltkulturerbe gefährde, das wolle man abschließend geklärt haben [Anmerkung 1 und 2]. Man sei auch gar nicht gegen eine Herkulesbahn, aber man stelle sich Fragen der Verhältnismäßigkeit (20 Millionen für 50 Tage im Jahr). Die Hoffnung Touristen in die Stadt sehe man kritisch. An Sonntagen, wenn die Wasserspiele stattfinden, sei die Stadt ansonsten geschlossen. Eine Seilbahn könne im Wald langgeführt werden, so dass sie das Weltkulturerbe nicht beeinträchte und könne ganzjährig fahren.
Die Afd verlautbart, dass sie die Kapazitäten einer Seilbahn nicht für ausreichend hält, zudem habe man damit einen erheblichen Instandhaltungsaufwand. Die CDU kündigt an beiden Anträgen zuzustimmen, mahnt aber an, dass man nicht nur die Erstellungs sondern auch die Instandhaltungskosten im Auge haben müsse. Man wolle nicht in ein paar Jahren eine zweite Liniennetzreform erleben. B90/Grüne antwortet auf die Kritik der wenigen Nutzungstage, dass der Bergpark auch in der Woche attraktiv sei, nicht nur zu Stoßzeiten.
Abstimmung Änderungsantrag:
Zustimmung: FDP, Freie Wähler und Piraten
Enthaltung: AfD
Ablehnung: SPD, B90/Grüne
[1] Fazit der Vorabprüfung vom 2.10.14
– Aus verkehrlicher, touristischer und Umweltsicht sehr sinnvoll
– Welterbeverträgliche Integration wäre von Investor bzw. Land Hessen mit den zuständigen Stellen zu klären, dazu qualifizierte Untersuchung erforderlich (unternehmerisches Risiko).
[2] Antwort zu Vorlage-Nr. 101.18.465, 17.03.2017
Wie im Bericht des Magistrats vom 2. Oktober 2014 im Ausschuss für Stadtentwicklung, Mobilität und Verkehr dargestellt, würde die Trassierung einer Seilschwebebahn -ob über- oder unterhalb der Baumkronen innerhalb der Kernzone voraussichtlich keine vollständige Unversehrtheit der visuellen Integrität des Welterbes und der Blickbeziehungen von und zum Oktogon bedeuten. Grundsätzlich ist eine Seilschwebebahn ein geeignetes lokal emissionsfreies nahezu geräuschloses, flexibles und reversibel zu errichtendes Massentransportmittel, dass im Falle einer Privatfinanzierung ohne Steuermitteleinsatz dazu geeignet sein könnte, die Personentransportaufgabe anstatt mit Kfz, Bussen oder einer Tram zwischen den beiden Höhenniveaus am Herkules und am Parkplatz Schloss Wilhelmshöhe mit eigener touristisch relevanter Attraktivität zu übernehmen. Aufgrund des zwischenzeitlichen Ablebens des seinerzeitigen Ideengebers und Investors wurde die Idee seitens des Magistrats nicht weiter untersucht.
[3] persönliche Anmerkung:
Ich bin erstaunt darüber, dass man Verkehr von Außerhalb explizit in die Stadt zum Parken und Umsteigen holen möchte. Eine Lösung, die eine P+R Möglichkeit außerhalb der Stadt bietet, kombiniert mit z.B. einem Tagesticket, vielleicht auch mit Kulturbonus in der Stadt würde ich klar bevorzugen